Super-Intelligenz: Wenn Maschinen anfangen zu denken
Super-Intelligenz: Wenn Maschinen anfangen zu denken
Während ChatGPT in unseren Alltag vorgedrungen ist – meine Nachbarin nennt ihn liebevoll „Chatti" und plant damit ihren Garten –, arbeitet die Forschung schon an der nächsten Stufe: Künstliche Intelligenz, die nicht nur antwortet, sondern denkt, plant und eigenständig entscheidet: Artificial General Intelligence (AGI). Die Entwicklung nimmt an Fahrt auf – in Tempo wie in Tragweite. Unternehmen wie Meta und xAI investieren Milliarden, politische Rahmenbedingungen wie der EU AI Act entstehen – und was heute Grundlagenforschung ist, kann morgen den Arbeitsalltag prägen.
Darum ist jetzt der Moment, sich damit auseinanderzusetzen. Nicht aus Sensationslust – sondern aus Verantwortung. Denn wer heute versteht, worum es geht, kann morgen mitdenken, mitentscheiden. Die Fachjournalistin Annett Kieschnick ordnet hier wieder einige Entwicklungen für uns ein – fundiert, verständlich und mit dem nötigen Respekt vor einer Technologie, die unser Denken, Arbeiten und Entscheiden grundlegend verändern könnte.
Viel Freude beim Lesen und Entdecken!
Quick Takes | Was bewegt die Branche?
Doppelschlag im September: Handwerk und Zahngesundheit im Fokus
Am 20. und 25. September finden gleich zwei Aktionstage statt: Der Tag des Handwerks feiert das Können, der Tag der Zahngesundheit betont den Nutzen. Für Dentallabore eine gute PR-Möglichkeit, beide Welten zu verbinden: modernes Handwerk für gesunde Zähne. Das Werbeportal des Handwerks unterstützt mit Material und Ideen.
Neue Meisterverordnung: Digital wird Pflicht
Ab 1. August 2025 gilt die modernisierte Zahntechnikermeisterverordnung. Digitale Fertigungsprozesse werden Bestandteil von Ausbildung und Prüfung. Auch Qualitätsmanagement, Datenschutz und Umweltschutz bekommen mehr Gewicht. Interessant: Das Delegationsverbot für Intraoralscans bleibt bestehen.
EU Data Act: Neue Spielregeln für Daten ab September
Ab 12. September gilt der EU Data Act. Ziel: Datenzugänglichkeit und Interoperabilität. Die Verordnung harmonisiert den Zugang und die Nutzung von Daten – relevant für smarte Medizinprodukte, Praxis-IT-Systeme und vernetzte Zahnmedizin. Mehr Infos beim DIHK.
Deep Dive | Hintergrund und Perspektiven
Super-Intelligenz: Was kommt nach ChatGPT?
ChatGPT kennt jeder – er beantwortet Fragen, schreibt Texte und hilft bei alltäglichen Aufgaben. Aber hinter dieser bekannten Fassade entwickelt sich etwas Größeres. Das Stichwort lautet AGI – Artificial General Intelligence.
Drei Stufen der KI-Entwicklung
Künstliche Intelligenz entwickelt sich entlang einer Skala – von spezialisierten Tools über menschenähnliche Systeme bis hin zu hypothetischer Superintelligenz.
- Narrow AI – Künstliche Spezialintelligenz (heute): Narrow AI, wie wir sie heute kennen, ist spezialisiert: ein Chatbot, eine CAD-Software oder ein Intraoralscanner mit KI-Funktionen. Solche Systeme sind schnell, effizient. Sie erkennen Muster, verarbeiten Wahrscheinlichkeiten, folgen klaren Regeln. Lernen Sie moderne Intraoralscanner und die Möglichkeiten der KI in einem Workshop kennen.
- AGI – Artificial General Intelligence (in Entwicklung): AGI wäre ein qualitativer Sprung: Ein System, das flexibel lernt, Aufgaben überträgt, eigene Schlussfolgerungen zieht; vergleichbar mit einem digitalen Kollegen. Noch ist diese Stufe nicht erreicht, doch führende KI-Labore arbeiten intensiv daran. Einige sprechen von einem Durchbruch bis 2030. Konservativere Stimmen rechnen mit einer AGI nach 2035.
- ASI – Artificial Superintelligence (hypothetisch): ASI, also Artificial Superintelligence, wäre noch weit darüber hinaus: Maschinen, die Menschen in allen kognitiven Fähigkeiten überlegen sind, etwa beim Denken, Verstehen, Planen, Erklären, Forschen, Problemlösen. Heute ist das hypothetisch – aber nicht undenkbar. Diese Super-Intelligenz könnte:
- Wissenschaft und Medizin revolutionieren,
- Menschliche Arbeit überflüssig machen
- oder außer Kontrolle geraten (Stichwort: Alignment-Problem).
Status:
- Rein theoretisch – es existiert kein ASI-System
- Kein verlässlicher Zeitrahmen – viele sehen es als Jahrzehnte entfernt oder ungewiss
Der Sprung von Narrow AI zu AGI ist gewaltig – und der zu ASI möglicherweise der größte technologische Schritt in der Menschheitsgeschichte.
Das Rennen um AGI: Akteure & Zeitgeschehen
Heutige KI-Systeme sind Meister im Mustererkennen. Sie interpolieren – füllen Lücken, erkennen Wahrscheinlichkeiten, erzeugen plausible Antworten. Aber: Sie verstehen weder Ursache noch Ziel. Der Unterschied zu AGI liegt nicht in der Geschwindigkeit, sondern im Wie des Denkens. AGI soll in der Lage sein,
- Kausalität zu erkennen („Warum passiert das?"),
- mehrstufig zu planen („Wenn A nicht klappt, dann B"),
- sich selbst zu korrigieren („Das war nicht plausibel – ich versuche es anders").
Die neue Ära der KI ist kein rein technologischer Prozess, sondern auch ein geopolitisches und wirtschaftliches Machtspiel; ein Spannungsfeld von Technologie und Macht. Elon Musk ist mit xAI eine der zentralen Figuren im globalen Wettlauf um künstliche Allgemeinintelligenz (AGI). Aktueller Stand (August 2025): Grok 4, das neueste Modell von xAI, gehört zu den leistungsstärksten Systemen am Markt. Musk integriert Grok direkt in Tesla (Autopilot, Robotaxi) und X (ehemals Twitter) – also in reale, vernetzte Systeme. Sein Ziel: eine AGI bis 2026, die verlässlich, kontrollierbar und nutzerzentriert ist. Doppelrolle: Musk warnt vor Superintelligenz ohne Wertebindung, während er gleichzeitig daran arbeitet, sie unter seiner Kontrolle umzusetzen. Diese Ambivalenz macht ihn zu einer Schlüsselfigur der AGI-Debatte.
Weitere Akteure: OpenAI (GPT-4o), Anthropic (Claude 3, Fokus auf Sicherheit & Alignment), Google DeepMind (Gemini, führend in Multimodalität), Meta (LLaMA-Modelle, Open-Source-Fokus).
Was das alles mit Zahntechnik zu tun hat
Zahntechnik ist individuell, materialbasiert, detailverliebt – und voller implizitem Wissen. Genau hier könnte AGI in Zukunft unterstützen, z. B.:
- bei der Analyse von Scandaten,
- bei der Auswahl passender Werkstoffe,
- bei der Simulation biomechanischer Belastung
– und das nicht nach Rezept, sondern situationssensibel und lernfähig.
Was zählt: Haltung, nicht Vorhersage
Ob AGI morgen kommt oder in zehn Jahren: Die Richtung ist klar. Systeme werden klüger – aber sie bleiben Werkzeuge. Entscheidend bleibt der Mensch, der sie versteht, anleitet, einordnet. Für die Zahntechnik heißt das: mitdenken, dranbleiben – und das eigene Handwerk als Stärke erkennen. Die Zukunft gehört nicht denen, die alles automatisieren, sondern denen, die verstehen, beurteilen und intelligent einsetzen. Was kommt und was wir schon heute daraus machen können: Dazu mehr in LabMag 6.